Mahl regional – nachhaltig köstlich kochen!
Klimafolgen und Ernährung – was hat das miteinander zu tun?
Seit 1950 hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdreifacht, von 2,5 auf 8,4 Milliarden 2024. Diese Menschen müssen ernährt werden – und gerade die von vielen als selbstverständlich angesehene Ernährung mit weltweit produziertem und transportiertem Fleisch, mit Obst und Gemüse aus aller Welt, mit zahllosen Milchprodukten sowie industriell produzierten Lebensmitteln verursacht erhebliche Emissionen.
Insgesamt geht man davon aus, dass mehr als ein Drittel aller klimaschädlichen Emissionen mit der Ernährung zusammenhängt. Auch beim persönlichen Fußabdruck spielt sie eine große Rolle.
Die Emissionen stammen zu einem großen Teil aus der Verbrennung fossiler Energiequellen, die z.B. für den Transport notwendig ist sowie für die Düngemittelproduktion, die Futterherstellung, die Produktion und Verarbeitung. Aber auch die Methan-Emissionen der 1,6 Milliarden Rinder weltweit, die vor allem für die Milchproduktion – aber auch zum Verzehr – gehalten werden, spielen eine wesentliche Rolle.
Methan ist in der Atmosphäre 28-mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid. Zwar wird es schneller abgebaut (in 12 statt 2.000 Jahren) und ist auch bilanziell C02-neutral. Ein Reduzieren dieses Methans durch weniger Konsum von Rindfleisch und Milch könnte also die Erderwärmung stark bremsen.
Ebenfalls klimaschädlich sind (wenn auch in geringerem Maße) Ammoniak und Lachgas aus landwirtschaftlichen Quellen. Bodenerosion und Abholzung von Wäldern reduzieren die Fähigkeit der Natur, Kohlendioxid aufzunehmen. Und nicht nur das Klima wird strapaziert: Die Art und Weise der Bewirtschaftung der Böden hat Auswirkungen auf die Biodiversität, ebenso wie Pestizide, Biozide und Tierarzneimittel.
Was kann ich persönlich tun
Weniger Fleisch essen, insbesondere Rindfleisch, kann ein persönlicher Beitrag zum Klimaschutz sein. Damit wird eine Reduzierung der ernährungsbedingten CO2-Emissionen auf etwa die Hälfte erreicht. Weniger Verzehr von Milchprodukten, Eiern und Fisch ist positiv für das Klima. Pflanzliche Proteinquellen wie Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen sind klimafreundlich.
Die Wahl regionaler Lebensmittel, von Obst und Gemüse, das gerade Saison hat und aus der Umgebung stammt, reduziert Transportwege und Lagerungskosten, was den CO2-Ausstoß ebenfalls verringert. Doch Vorsicht: Regionale Lebensmittel sind nicht immer aus der Region, denn der Begriff ist nicht gesetzlich geschützt! Bio-Produkte aus ökologischem Landbau tragen zum Umwelt- und Tierschutz bei und verursachen in der Regel weniger Emissionen. Dagegen sind Fertiggerichte und stark verarbeitete Lebensmittel für einen höheren CO2-Ausstoß verantwortlich. Sie haben u.a. oft lange Produktions- und Transportwege.
Lebensmittelverschwendung vermeiden
Nahrungsmittel, die produziert und dann ungenutzt weggeworfen werden, verursachen unnötige Emissionen. Es wird angenommen, dass Lebensmittelabfälle fast 10 Prozent der globalen Emissionen ausmachen. Etwa 40 Prozent der weltweit produzierten Nahrungsmittel werden nie gegessen. Darüber hinaus können Produkte mit wenig Verpackung ausgewählt und damit Verpackungsmüll reduziert werden, um einen eigenen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Mit einer persönlichen Entscheidung über das eigene Ernährungs- und Konsumverhalten kann jeder und jede aktiv werden. Bewusste Ernährung ist vielfach gesünder und verbessert damit auch die eigene Lebensqualität.
Was die Stadt Mainz sich vorgenommen hat bzw. bereits tut
Die Stadt Mainz engagiert sich gegen Lebensmittelverschwendung und ist Teil der “Städte gegen Food Waste”-Initiative. Die Initiative bringt deutschlandweit engagierte Städte in einem Netzwerk zusammen, um die Lebensmittelrettung auf lokaler Ebene maßgeblich voranzutreiben.
Seit 2013 ist foodsharing in Mainz aktiv, seit 2022 ist Mainz auch offiziell foodsharing-Stadt. Inzwischen fairteilen rund 1.350 Foodsaver/-innen von circa 110 kooperierenden Betrieben noch genießbare Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden – kostenfrei. Aus dieser lokal engagierten Mainzer foodsharing-Gruppe entwickelte sich im Jahr 2021 eine weitere Initiative: das foodsharing-Café krumm & schepp. Dieses soll die globale Bedeutung unseres Umgangs mit Lebensmitteln in den Mittelpunkt stellen.
Urban gardening: Öffentliche Flächen als „Nutzgarten“
Auch in der Stadt Mainz gibt es Urban Gardening. Der Anbau von Nutzpflanzen zum eigenen Verzehr im öffentlichen Raum reizt zum Mitmachen, die gemeinsame Arbeit und der Austausch verbinden und fördern den Dialog miteinander. Seit einigen Jahren gibt es verschiedene Gardening-Projekte, so im Gartenfeld, dem Romano-Guardini-Platz und dem Frauenlobplatz. Dort können Gemüse und Kräuter auf öffentlichen Flächen selbst angepflanzt und/oder geerntet werden.
Sich selbst ernähren, nach ökologischen Grundsätzen und mit vereinten Kräften – das ist die Idee, die hinter „Solidarischer Landwirtschaft“ (kurz: Solawi) steht! Dazu haben die mittlerweile über 300 Mitglieder der Solawi Mainz einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb gegründet, Maschinen und Saatgut gekauft, Pachtverträge abgeschlossen und vier Gärtner/-innen engagiert. Finanziert wird der Betrieb nach dem Prinzip eines fairen Finanzausgleichs: Wer mehr hat, gibt auch mehr. Zahlreiche Restaurants und Lieferdienste bieten in Mainz gesunde Speisen an, die eine ausgewogene Ernährung unterstützen. Außerdem gibt es mehrere Bioläden und Anbieter von Gemüsekisten im Abo, deren Produkte ökologisch und nachhaltig erzeugt werden.
„HappyCow“ ist eine der erfolgreichsten Apps, wenn es um die fleischlose oder fleischarme Ernährung geht. Hier können Verbraucherinnen und Verbraucher Restaurants, Cafés, Lieferservices und Imbisse in der näheren Umgebung entdecken, die sich auf fleischlose oder fleischarme Gerichte spezialisiert haben.
Aktiv für eine lebenswerte Stadt
Deshalb aktiv werden, im privaten Bereich und als Aktive/-r bei Umwelt- und Klimaschutzverbänden (s. Links zu den Webseiten auf mainzigartig sowie die Tipps unter Erneuerbare Energien, Mobilität und Abfall für ein nachhaltiges Leben).
An der Mainzer Volkshochschule kann man kochen lernen und alles Wissenswerte über gesunde Ernährung erfahren. Zahlreiche Kochkurse zur veganen und vegetarischen Küche vermitteln das nötige Knowhow für eine klimabewusste Ernährung.